Bardiani-CSF feiert dritten Giro-Etappensieg

Streit um Stelvio-Abfahrt überlagert Pirazzis Ausreißer-Sieg

Foto zu dem Text "Streit um Stelvio-Abfahrt überlagert Pirazzis Ausreißer-Sieg"
Stefano Pirazzi (Bardiani – CSF) gewinnt die 17. Giro-Etappe. | Foto: Cor Vos

28.05.2014  |  (rsn) – Auch einen Tag nach der spektakulären Königsetappe, die im Streit über eine angebliche Attacke des Kolumbianers Nairo Quintana (Movistar) in der Abfahrt vom Stilfserjoch endete, wird heftig über das Verhalten der Giro- Organisatoren diskutiert, die dem Feld Motorräder mit roten Warnflaggen vorangestellt hatten, um die Profis so sicher durch die regennassen und glitschigen Passagen des Stelvio zu geleiten, aber von keiner Neutralisation des rennens sprechen wollten – genau das hatten aber viele Fahrer und Teams angenommen.

Etwas in den Hintergrund geriet da am Mittwoch der Ausreißercoup des Italieners Stefano Pirazzi (Bardiani –CSF), der sich auf dem letzten von 208 Kilometern der 17. Etappe von Sarnonico nach Vittorio Veneto aus einer zu diesem Zeitpunkt noch fünfköpfigen Spitzengruppe löste und den bisher größten Erfolg seiner Karriere feierte.

Zudem bescherte der 27-Jährige Pirazzi, im Vorjahr Bergkönig des Giro, dem Zweitdivisionär Bardiani den bereits dritten Etappenerfolg beim 97. Giro, nachdem zuvor seine Teamkollegen Marco Canola Und Enrico Battaglin erfolgreich gewesen waren. „Natürlich sind wir alle junge Kerle bei Bardiani und bis jetzt haben wir das gut gemacht. Wir alle sind gute Fahrer und wir können stolz auf uns sein“, meinte Pirazzi.

„Ich wusste, dass es ich keine Chance gegen die anderen haben würde, wenn wir gemeinsam ankämen“, begründete der Kletterspezialist im Ziel seine späte Attacke, dank der er sich den Sie mit drei Sekunden Vorsprung auf den Belgier Tim Wellens (Lotto Belisol) und den jungen Australier Jay McCarthy (Tinkoff-Saxo) den Sieg sicherte. Platz vier ging an Wellens Landsmann Thomas De Gendt, gefolgt vom Italiener Matteo Montaguti (Ag2R). Eine erneut starke Vorstellung lieferte der Freiburger Sinom Geschke (Giant-Shimano) ab, der mit der ersten Verfolgergruppe ins Ziel kam und Siebter wurde.

Der 28 Jahre alte Freiburger hatte sich einen Platz in der 26 Fahrer großen Spitzengruppe erkämpft, die sich erst nach rund 70 Kilometern gebildet hatte. Danach ließ das von Quintanas Movistar-Team angeführte Feld die Zügel schleifen und kam mit mehr als fünfzehn Minuten Rückstand auf den Etappengewinner an. Gefahr für das Rosa Trikot ging von keinem der Ausreißer aus. Damiano Cunego (Lampre-Merida), der im Gesamtklassement bestplatzierte der großen Gruppe, hatte mehr als eine halbe Stunde Rückstand auf Quintana, der weiter mit 1:41 Minuten Vorsprung auf seinen Landsmann Rigoberto Uran (Omega Pharma-Quick Step) die Gesamtwertung anführt.

Eine Vorentscheidung über den Tagessieg fiel knapp 30 Kilometer vor dem Ziel, als sich De Gendt mit einem trockenen Anatritt von seinen Begleitern verabschiedete und als Solist in die letzte von drei Steigungen der 4. Kategorie hinein jagte. Geschke und Pirazzi folgten dem Giro-Dritten von 2012, doch lediglich der Bardiani-Profi, dessen Team gleich drei Fahrer in der Spitzengruppe hatte platzieren können, konnte an der Bergwertung zu De Gendt aufschließen.

Auf der regenassen Abfahrt stürzte Geschke und verpasste dann auch noch den Moment, in dem Wellens, McCarthy und Montaguti den Anschluss an De Gendt schafften. „Ich bin zu schnell in meine Abfahrt reingegangen. Das ist natürlich Pech“, erklärte der 28-Jährige. „Ich hatte mir für den heutigen Tag viel vorgenommen. Es war auch richtig schwer, in diese Gruppe zukommen.“

Doch auch Geschke beschäftigte die Vorgehensweise der Organisatoren, die am Stilfserjoch für Chaos und großen Ärger bei zahlreichen Teams sorgte. Dabei stellte er grundsätzlich die Entscheidung in Frage, bei Regen und Schneefall das Feld durch das Hochgebirge zu jagen. „Das Problem ist, warum lassen uns die Organisatoren bei solchen Bedingungen Radrennen fahren?“, meinte Geschke. „Ich habe gestern bei der Abfahrt nichts gesehen und wenn da einer von uns über die Leitplanke gefallen wäre, dann hätte man ihn heute erst gefunden.“

Auf die Seite der Organisatoren schlug sich der Radsportweltverband UCI, der am Abend eine eine Forderung der Vereinigung der Profiteams (AIGCP) ablehnte, die Zeitabstände, die in der Stelvio-Abfahrt entstanden waren, zu annullieren. Das teilte die AIGCP am auf ihrer Facebook-Seite mit.

Ryder Hesjedal (Garmin-Sharp), der gestrige Etappenzweite, war sich ebenso wie Quintana und Pierre Rolland (Europcar), die sich gemeinsam mit einigen weiteren Fahrern in der Abfahrt hatten absetzehn können, übrigens keiner Schuld bewusst. „Ich habe nichts Falsches getan, ich bin einfach nur den Jungs gefolgt, die in der Gesamtwertung vor mir waren“, meinte der Kanadier vor dem Start der 17. Etappe. <7p>

Hesjedal konnte sich dabei einen Seitenhieb gegen Uran, der sich nicht in der Nähe von Quintana aufhielt, als es zur heiss diskutierten Szene in der Abfahert gekommen war. „Wenn man das Rennen ernst nimmt und speziell, wenn man im Rosa Trikot fährt, sollte man da sein, wo die Musik spielt. Ende der Geschichte“, meinte der 33-Jährige.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.07.2014Wegmann sitzt wieder auf dem Rad

(rsn) – Der beim Giro d’Italia schwer gestürzte Fabian Wegmann (Garmin-Sharp) hat wieder mit dem Training begonnen. „Gestern saß ich zum ersten Mal wieder auf dem Straßenrad. Letzte Woche fuh

03.06.2014Koch schaffte es beim Giro-Debüt bis nach Triest

(rsn) – Michel Koch hat bei der ersten großen Rundfahrt seiner Karriere das Ziel erreicht. Der 22-Jährige aus Wuppertal stellte sich am Sonntag auf der letzten Etappe des Giro d’Italia noch einm

02.06.2014Katusha früh im Pech, BMC nur im Zwischenhoch

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. Zeit für radsport-news.com in einer vierteiligen Reihe Bilanz zu ziehen. Welche Teams haben überzeugte, welche sind hinter den Erwa

02.06.2014Bardiani-CSF die Überraschung, Canndondale die Enttäuschung

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. Zeit für radsport-news.com in einer vierteiligen Reihe Bilanz zu ziehen. Welche Teams haben überzeugte, welche sind hinter den Erwa

02.06.2014Trek überzeugt komplett, FDJ.fr jubelt ein Mal zu viel

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. Zeit für radsport-news.com in einer vierteiligen Reihe Bilanz zu ziehen. Welche Teams haben überzeugte, welche sind hinter den Erwa

02.06.2014Majka: Magenkrämpfe kosteten die Top Five

(rsn) - Der Traum vom Podium bei der 97. Austragung der Italien-Rundfahrt ist für Rafał Majka im Bergzeitfahren hinauf zum Cima Grappa geplatzt. Der gesundheitlich angeschlagene Pole belegte

02.06.2014Orica-GreenEdge und Giant-Shimano jeweils dreifach erfolgreich

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. Zeit für radsport-news.com in einer vierteiligen Reihe Bilanz zu ziehen. Welche Teams haben überzeugte, welche sind hinter den Erwa

02.06.2014Uran und Aru: „Quintana hat den Giro-Sieg verdient"

rsn) – Rigoberto Uran (Omega Pharma-Quick Step) und Fabio Aru (Astana) waren beim Giro d’Italia gegen den alle überragenden Nairo Quintana (Movistar) chancenlos. Aber so wie der Kolumbianer mit s

02.06.2014Quintana: Giro-Triumph mit weniger als 100 Prozent

Triest (dpa) - Nairo Quintana (Movistar) hat in 105 Jahren Giro d`Italia als erster Kolumbianer die zweitwichtigste Rundfahrt der Welt gewonnen. Nach 21 Etappen und 3445 Kilometern verwies der 24 Jahr

01.06.2014Mezgec sorgt zum großen Finale für dritten Giant-Shimano-Sieg

(rsn) – Luka Mezgec hat dem Giant-Shimano-Team zum Abschluss der 97. Giro d’Italia den dritten Tagessieg beschert. Der 25 Jahre alte Slowene gewann die 21. und letzte Etappe über 169 Kilometer vo

01.06.2014Quintana: „Ich bin kein Außerirdischer"

(rsn) –Nairo Quintana (Movistar) ist nur noch eine Etappe vom ersten Triumph eines Kolumbianers beim Giro d’Italia entfernt. Und der 24-Jährige schmiedet nach seinen Demonstrationen in den Bergen

01.06.2014Geschke: Noch vor Quintana am Zoncolan im Ziel

(rsn) – Auf der 20. Etappe des 97. Giro d’Italia ging Simon Geschke (Giant-Shimano) nochmals in die Offensive. Gemeinsam mit seinem Teamkollegen Georg Preidler war der Freiburger in der Gruppe des

Weitere Radsportnachrichten

17.05.2024Unschlagbar? Michael Schär erklärt Milans Sieg-Geheimnis

(rsn) - Jonathan Milan drückt den Massensprints auch dank der fein abgestimmten Vorarbeiten seiner Teamkollegen den Stempel bei diesem Giro d’Italia auf. Das weiß der lange Mann aus einem Bergdor

17.05.2024Arbeitslos, verletzt und nun die Nummer zwei im Sprint

(rsn) – Als im vergangenen Herbst das US-amerikanische Team Human Powered Health bekannt gab, dass es 2024 keine Lizenz mehr lösen und eingestellt wird, gehörte der Pole Stanislaw Aniolkowski zu

17.05.2024Bauhaus sicher im Wind und happy mit Rang drei

(rsn) – Es will noch nicht ganz klappen mit dem ersten Sieg bei einer dreiwöchigen Landesrundfahrt für Phil Bauhaus (Bahrain Victorious), doch in Cento landete der 29-Jährige bei der aktuellen A

17.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

17.05.2024Ein schnelles Einzelzeitfahren am Gardasee

(rsn / ProCycling) – Acht Tage nach dem ersten ist es nun Zeit für das zweite und letzte Zeitfahren dieses Giro. Es ist etwas kürzer und etwas weniger anspruchsvoll als der erste Kampf gegen die U

17.05.2024Highlight-Video der 13. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Die vierte und die elfte Etappe hatte sich Jonathan Milan (Lidl – Trek) bereits gesichert, am Freitag schlug der Italiener dann beim 107. Giro d’Italia zum dritten Mal zu. Nachdem er zun

17.05.2024Consonni: “Es war unglaublich, das Team war unglaublich“

(rsn) - Am Ende war die 13. Etappe des Giro d´Italia von Riccione nach Cento der Tag der Sprinter - oder besser gesagt: der Tag des Sprinters. Denn zum dritten Mal bei dieser Ausgabe war der Italiene

17.05.2024ProCycling: Das offizielle Sonderheft zur Tour de France 2024

Keine sechs Wochen dauert es mehr bis zum Start des größten Radrennens der Welt. Am 29. Juni beginnt die 111. Tour de France in Florenz, und schon jetzt verspricht die Rundfahrt Hochspannung vom ers

17.05.2024Pokernder Vangheluwe verjubelt fast den ersten Profisieg

(rsn) – Warre Vangheluwe (Soudal – Quick-Step) hat auf der 4. Etappe der Vier Tage von Dünkirchen (2.Pro) seinen ersten Profisieg gefeiert. Nach 167 Kilometern zwischen Mazingarbe und Pont-à-Mar

17.05.2024Felbermayr: Erst abgeräumt worden, dann die Etappe abgeräumt

(rsn) - Das Team Felt - Felbermayr hat die Königsetappe der Tour of Hellas (2.1) dominiert. So gewann der Österreicher Riccardo Zoidl nach 158 Kilometern an der schweren Bergankunft Velouchi in kna

17.05.2024Milan sprintet zum Giro-Hattrick, Bauhaus Dritter

(rsn) - Jonathan Milan (Lidl - Trek) ist endgültig der dominierende Sprinter bei diesem Giro d’Italia. Auf der 13. Etappe über 179 Kilometer zwischen Riccione und Cento feierte der Italiener berei

17.05.2024Kockelmann lässt Luxemburg und Lotto - Kern Haus jubeln

(rsn) - Mathieu Kockelmann hat beim Orlen Nations GP (2.NC) die Luxemburgische U23-Nationalmannschaft und auch Lotto - Kern Haus - PSD Bank jubeln lassen. Der 20-Jährige, der bei der Koblenzer Equip

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • 4 Jours de Dunkerque / Grand (2.Pro, FRA)
  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)
  • Tour of Hellas (2.1, GRE)
  • Tour of Sakarya (2.2, TUR)