"Ich habe meiner Kraft vertraut"

Nibali mit Aufholjagd im Hochgebirge zum Giro-Triumph

Foto zu dem Text "Nibali mit Aufholjagd im Hochgebirge zum Giro-Triumph"
Mit einem Kraftakt an zwei Tagen hat Vincenzo Nibali (Astana) doch noch das Rosa Trikot des Giro d’Italia erobert. | Foto: Cor Vos

29.05.2016  |  (rsn) – Mit einem Kraftakt an zwei Tagen hat Vincenzo Nibali (Astana) doch noch das Rosa Trikot des Giro d’Italia erobert und ist nach teilweise enttäuschenden Vorstellungen in den ersten beiden Wochen der Italien-Rundfahrt seiner Favoritenrolle gerecht geworden.

Nachdem er sich mit seinem Etappensieg am Freitag vom vierten auf den zweiten Gesamtrang verbessert hatte, schlug Nibali am vorletzten Berg der gestrigen letzten Alpenetappe zu und fuhr Esteban Chaves (Orica-GreenEdge) aus dem Maglia Rosa, das er nun zum zweiten Mal nach 2013 mit nach Hause nehmen wird.

"Es war ein sehr schwerer Giro, sehr anstrengend, sehr zehrend“, erklärte der Astana-Kapitän am Samstag im Ziel den Reportern und fasste die vergangenen drei Wochen in wenigen Sätzen zusammen: "Ich musste diese Rundfahrt auch ganz anders managen als meine bisherigen, musste jetzt am Ende noch auf Angriff fahren. Im Hochgebirge habe ich mich wieder wohl gefühlt. Ich habe an den Gesichtern der anderen auch gesehen, dass sie erschöpft sind. Die Mannschaft hat großartig gearbeitet, alle, auch die Betreuer in den Begleitwagen waren dieses Mal gut.“

Dabei hatte der Liebling der Italiener bis zum Freitag viel Kritik einzustecken. Besonders hervor tat sich dabei der ehemalige Weltmeister und Ex-Nationalcoach Paolo Bettini, der in seiner täglichen Giro-Kolumne in der Gazzetta dello Sport Nibali eine falsche Vorbereitung und sogar mangelnde Motivation unterstellte. Dagegen konnte er auf die Unterstützung der Fans bauen, so Nibali: "In den Tagen, in denen es nicht so gelaufen ist, hat mich das Publikum sehr unterstützt. Das hat geholfen“, befand er.

Diese Hilfe benötigte er allerdings auch, denn vor allem nach der 16. Etappe waren die Aussichten auf einen zweiten Giro-Triumph verschwindend gering. Da war Nibali am Tiefpunkt angelangt, hatte sich drei Minuten Rückstand auf Etappengewinner Alejandro Valverde (Movistar) und den bis dahin so souveränen Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo) eingehandelt.

Doch im Gegensatz zum Niederländer, der auf der 19. Etappe stürzte und so das sicher geglaubte Rosa Trikot doch noch verlor, lief für Nibali "die letzte Woche gut, sehr gut. Dass alles so klappen könnte, habe ich selbst nicht erwartet. Aber man muss es immer versuchen. Ich habe die Kraft dazu gefunden“, stellte er mit sichtlichem Stolz fest.

Profitierte er am Freitag noch von Kruijswijks Fahrfehler, so krönte Nibali gestern mit seinem Parforceritt die herausragende Vorstellung des Astana-Teams, das am Colle della Lombarda das Zepter übernahm und das Feld in dem 20 Kilometer langen Anstieg in seine Bestandteile zerlegte. Vor allem Routinier Michele Scarponi schraubte das Tempo so hoch, dass am Ende nur noch eine kleine Gruppe mit allen Favoriten übrigblieb, ehe Nibali rund fünf Kilometer vor dem Gipfel antrat. "Bei der Attacke auf dem Colle della Lombarda habe ich mich nicht umgesehen. Ich habe meiner Kraft vertraut und habe die Zeitabstände dann ja über den Funk bekommen“, berichtete er.

Bereits tags zuvor habe er registriert, dass die Konkurrenten am Limit fuhren. "Am Colle dell'Agnello habe ich schon gesehen, dass die andern sehr müde und erschöpft sind. Da war mir klar, dass ich im Hochgebirge der Stärkste bin“, sagte Nibali, der angesichts von 52 Sekunden Vorsprung auf den zweitplatzierten Chaves die heutige Schlussetappe nach Paris als Schaulaufen wird absolvieren können.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.06.2016Der 99. Giro d´Italia von A bis Z

(rsn) - Der 99. Giro d´Italia endete in einem spannenden Finale mit dem zweiten Erfolg von Vincenzo Nibali (Astana) nach 2013. Das ist fast allen bekannt. Doch es gibt auch viele wichtige und unwicht

30.05.2016Majka: Es fehlte der gewisse "Boom"

(rsn) – Zum angestrebten Podiumsplatz hat es für Rafał Majka bei der 99. Italien-Rundfahrt letztendlich nicht gereicht. Der Pole kann zwar mit seiner Leistung in den letzten drei Wochen und au

30.05.2016Nibali hat ein großes Kapitel im Giro-Geschichtsbuch sicher

(rsn) – Mit einem unglaublichen Comeback hat sich Vincenzo Nibali doch noch den Gesamtsieg und ein großes Kapitel im Geschichtsbuch des Giro d´Italia gesichert. Um die Bedeutung der Ereignisse des

30.05.2016Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - Zum Auftakt des 99. Giro d´Italia in Apeldoorn waren am Freitag 198 Fahrer mit von der Partie. Längst nicht alle haben am 29. Mai das Ziel in Turin erreicht. Sturzverletzungen, Erkrankungen,

30.05.2016Kluge geht in Turin leer aus, freut sich aber für Arndt

(rsn) – Nach seinem Coup von Cassano d‘Adda ging Roger Kluge auf der letzten Giro-Etappe zwar leer aus. Dafür konnte sich der IAM-Profi, der nach 163 Kilometern von Cuneo nach Turin Rang 42 beleg

29.05.2016Vegni: "Nibali hat uns ein großartiges Finale beschert"

(rsn) – Nach dem Ende des 99. Giro d’Italia stand Renndirektor Mauro Vegni radsport-news.com zu einem Interview zur Verfügung. Dabei sprach der Italiener über die Siegesserie der deutschen Sprin

29.05.2016Arndt zeigt Mitgefühl für "Verlierer" Nizzolo

(rsn) - Plötzlich Etappensieger beim Giro d’Italia, ohne als Erster über den Zielstrich gefahren zu sein - ein ungewohntes wie seltsames Gefühl für Nikias Arndt (Giant-Alpecin). Entsprechend ver

29.05.2016Nibali erinnert die Italiener an den großen Coppi

Turin (dpa) - Die italienischen Radsport-Fans fühlten sich an den großen Fausto Coppi erinnert. Mit unbändigem Willen riss Vincenzo Nibali - wie der Campione im Jahr 1953 - mit einem sagenha

29.05.2016Jungels mit gezieltem Bergtraining zum Höhenflug

(rsn) – Zum Abschluss des 99. Giro d`Italia musste sich Matteo Trentin (Etixx-Quick-Step) in Turin hinter Nikias Arndt (Giant-Alpecin) zwar mit Rang zwei zufrieden geben. Der Italiener konnte sich z

29.05.2016Highlight-Video der 21. Giro-Etappe

(rsn) – Für Vincenzo Nibali (Astana) entwickelte sich die 21. und letzte Etappe des 99. Giro d’Italia zum Schaulaufen. Während der Italiener am Sonntag sein Rosa Trikot sicher ins Ziel brachte,

29.05.2016Arndt gewinnt die Schlussetappe am Grünen Tisch

(rsn) - In Turin wurde am Sonntag der Schlusspunkt des 99. Giro d’Italia gesetzt. Drei Wochen nach dem Start im niederländischen Apeldoorn war die norditalienische Metropole Schauplatz der letzten

29.05.2016Nibali feiert Gesamtsieg, Arndt gewinnt Finale in Turin

(rsn) – Vincenzo Nibali (Astana) hat zum zweiten Mal nach 2013 den Giro d’Italia gewonnen. Die abschließende 21. Etappe, die am Sonntag über 163 Kilometer von Cuneo nach Turin führte, entwickel

Weitere Radsportnachrichten

18.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die

18.05.20245.300 Höhenmeter: Königsetappe über den Mortirolo

(rsn / ProCycling) – Die 15. ist nicht nur die längste Etappe dieses 107. Giro d´Italia, sondern führt über gleich fünf Berge, von denen die letzten drei der 1. Kategorie angehören. Insgesamt

18.05.2024Hellas: Schiffer stürmt mit Dorns Hilfe ins Bergtrikot

(rsn) - Während der Österreicher Riccardo Zoidl (Felt - Felbermayr) auf der 4. Etappe der Tour of Hellas (2.1) seine Gesamtführung verteidigte und mit 46 Sekunden Vorsprung auf seinen Landsmann un

18.05.2024Martinez: “Der beste Teil des Giro liegt noch vor uns“

(rsn) – Das zweite Einzelzeitfahren des Giro d´Italia fand in der Nähe des Gardasees statt und endete mit dem überzeugenden Sieg von Filippo Ganna (Ineos Grenadiers). Der Stundenweltrekordler set

18.05.2024Pogacar ist sich sicher: Entscheidung erst am Monte Grappa

(rsn) – Nach den ersten beiden Dritteln des Giro d´Italia ist in der Regel noch nichts in Stein gemeißelt. Die extrem schweren Bergprüfungen in den Alpen warten in der Schlusswoche und so hat si

18.05.2024Leidert verpasst Ausreißercoup beim Orlen Nations GP

(rsn) - Louis Leidert (Deutsche U23-Nationalmannschaft) hat auf der 4. Etappe des Orlen Nation GP (2.NC) einen Ausreißercoup verpasst. Der 19-Jährige gehörte zur achtköpfigen Gruppe des Tages, di

18.05.2024Ganna kommen am Tag der Glorie die Tränen

(rsn) - Ein Schrei der Erleichterung breitete sich auf der Uferpromenade am Gardasee in Desenzano aus. Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) war gerade ins Ziel gekommen. Doch der Mann in Rosa hatte die b

18.05.2024Highlight-Video der 14. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) hat das zweite Einzelzeitfahren des 107. Giro d’Italia für sich entschieden. Der 27-jährige Italiener setzte sich auf der 14. Etappe über 31,2 Kilometer

18.05.2024Bennett krönt in Cassell perfektes Decathlon-Teamwork

(rsn) – Sam Bennett (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat seinen Erfolgslauf bei den 4 Tagen von Dünkirchen (2.Pro) eindrucksvoll fortgesetzt. Der 33-jährige Ire entschied auch die schwere 5. Etapp

18.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 14. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

18.05.2024Ganna im zweiten Giro-Zeitfahrduell schneller als Pogacar

(rsn) – Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) hat beim 107. Giro d’Italia das zweite Zeitfahrduell gegen Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) für sich entschieden. Nach 31,2 meist flachen Kilometern von

18.05.2024Van Aert: “Es war nicht einfach, auf der Bank zu sitzen“

(rsn) – Ein schwerer Sturz bei Dwars door Vlaanderen mit Frakturen am Schlüsselbein, am Brustbein sowie an den Rippen bedeutete nicht nur das Aus für  die Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix, so

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • 4 Jours de Dunkerque / Grand (2.Pro, FRA)
  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)
  • Tour of Hellas (2.1, GRE)
  • Tour of Sakarya (2.2, TUR)